Die Jahre von 1926 bis 1933
Vereinschronik
Das Vereinsleben nach der Vereinsgründung
Die wichtigsten zur damaligen Zeit in Leutenbach vertretenen Apfelsorten waren Luiken, Renetten, Fleiner Äpfel, Rosenäpfel. Bei den Birnensorten waren Palmischbirnen, Knausbirnen, Wolfsbirnen stark vertreten. Auch Zwetschgen wurden in größerem Umfang angebaut. Gleich nach der Vereinsgründung stand daher die Vermittlung von Fachwissen für die Obstzüchter im Mittelpunkt. Auf vielen Versammlungen und Rundgängen wurde Wissen über Sortenwahl, Pflanzung, Schädlingsbekämpfung, Veredlung und den richtigen Baumschnitt in Theorie und Praxis vermittelt. Dies geschah am Anfang durch den Oberamts-baumwart Klenk und Baumwart Schüle. Mühsam mussten die Mitglieder von der Wichtigkeit des Spritzens überzeugt werden. Bei einem Rundgang am 13. September 1927 sahen die Mitglieder dann den deut-lichen Unterschied. Das Obst von gespritzten Bäumen sah gesund und nicht so schorfig aus. Auf diesem Rundgang wurden die Teilnehmer auch ermuntert, von Mitte Oktober bis November, Baumgürtel zur Be-kämpfung des Frostspanners anzulegen
1928
In diesem Jahr beteiligte sich der Obstbauverein Leutenbach am 24. Juni zum ersten Mal an einer Beerenausstellung in der städtischen Turnhalle in Winnenden. Wehmütig stellte der Schriftführer Schüle fest, dass man natürlich nicht mit den Vereinen aus Hertmannsweiler oder Breuningsweiler konkurrieren konnte und auch nicht mit den Remstälern, wo sich das richtige Kirschengäu ja befindet. Am 29. und 30. September beteiligte man sich in den Kategorien Tafel- und Wirtschaftsobst und verpacktes Obst an der Obstausstellung in Waiblingen, leider gab es aber wiederum keinen Preis.
1929
Auf der Generalversammlung am 10. Januar im Gasthaus zum Löwen konnte der Kassier von einen ganz netten Überschuss in der Kasse berichten. Das Hauptthema an diesem Abend war dann die geplante Massenumpfropfung von Obstbäumen mit staatlicher Hilfe. Diese scheiterte an den von der Landwirt- schaftskammer gestellten Bedingungen (nur von ihr empfohlene Sorten, sollten von einem geprüften Baumwart auf eine größere Zahl von Bäumen eines jeden Besitzers aufgepfropft werden). Ein weiteres Thema war ein gemeinsames Spritzen der Bäume im Frühjahr, was aber an mangelndem Interesse der Mitglieder scheiterte. Schriftführer Braun hielt auch noch fest, dass das Anlegen von Klebegürteln an den Bäumen, zur Schädlingsbekämpfung, in Leutenbach noch kaum praktiziert wird und hier noch viel Pionier-arbeit nötig sei. Vorstand Friedrich Blessing forderte in seinem Schlusswort die Mitglieder auf, auch weiterhin ihr Möglichstes zur Hebung des heimischen Obstbaus und zur Verdrängung der Südfrüchte zu tun.
Am 14.Juli fand dann der erste Vereinsausflug des Obstbauvereins Leutenbach nach Schwäbisch Hall und Großalfdorf statt, wo man das ehemalige Ausschussmitglied Wilhelm Lämmle besuchte.
Eine stattliche Anzahl Vereinsmitglieder beteiligte sich am 8. September an einem Rundgang durch die Obstanlagen im Heidenhof, dem sich auch Mitglieder des Obstbauvereins Winnenden angeschlossen hat-ten. Die Teilnehmer waren von den schönen, in guter Pflege stehenden Obstbäumen sichtlich beein- druckt. Schriftführer Braun hielt in seinem Rückblick am Ende des Jahres unter anderem fest, dass in der Schädlingsbekämpfung in der hiesigen Gemeinde, so gut wie nichts getan wird und der Verein noch viel Pionierarbeit und Aufklärung leisten muss. Er hoffe, dass man im kommenden Jahr, bei diesem Thema, einen Schritt weiter komme.
1930
Die Generalversammlung am 15. Februar fand im Gasthaus Löwen statt. Hier regte der Vorstand eine gemeinsame Schädlingsbekämpfung in Form einer Frühjahrsspritzung an, doch auch in diesem Jahr rangen sich die Mitglieder in diesem Punkt zu keinem Beschluss durch.
Beim ersten Rundgang am 19. Februar führte Oberamtsbaumwart Strobel den Schnitt mehrjähriger Kronen, sowie die Behandlung von veredelten Bäumen im ersten, zweiten und dritten Jahr nach der Veredlung vor. Am Abend gab es noch einen Vortrag über die richtige Pflege des Baumes und die dafür wichtige Baumscheibe. Für eine ausgewogene Düngung der Bäume sind neben Stickstoff auch Kalk und Kalisalze wichtig. Um die Schädlinge zu bekämpfen empfahl er eine Frühjahrsspritzung mit Kalk, als auch das Aufhängen von Nistkästen.
Am 7. September machten sich bei regnerischem Wetter 15 Mitglieder auch diesmal mit dem Lastwagen von Küfermeister Krautter auf den Weg zur Weinbauversuchsanstalt Weinsberg. Sie bekamen aus der Vereinskasse einen Zuschuss von jeweils 1 Mark. Nach der ausgiebigen Besichtigung der Weinbauversuchsanstalt und einem einfachen Mittagessen wanderte man zur Burgruine Weibertreu hinauf. Danach besichtigte man noch die Kilianskirche in Heilbronn, kehrte bei einem Besenwirt ein und gegen 21 Uhr erreichte man gut gelaunt wieder Leutenbach.
Bereits am 7. Dezember hielt man schon die nächste Generalversammlung ab. Dies geschah wegen Terminproblemen, der kleine Obstbauverein musste immer warten, bis die größeren Vereine am Ort ihre Versammlungen abgehalten hatten.
1931
Oberamtsbaumwart Strobel hatte für den Rundgang am 26. Februar ein explosives Thema ausgewählt. Auf dem Gemeindegrundstück bei der Mühle zeigte er, wie man mit einem neuen Sprengstoff, in kurzer Zeit einen Baum, der vom Weidenbohrer befallen war, samt großen Wurzeln entfernen kann. Der Baum bekam eine gute Ladung Sprengstoff unter die Wurzeln geschoben und nach einer heftigen Explosion lag er am Boden. Durch diese neue Methode könne man sich mühsames Ausgraben mit Spaten und Axt ersparen. Da noch Sprengstoff übrig war, wanderten die Mitglieder zur Kiesgrube, wo er ihnen das Sprengen von Baumlöchern vorführte. Dies sei hauptsächlich in schlechten und schweren, lettigen Böden dem Graben derselben vorzuziehen, denn durch die Sprengung des Bodens werde das Erdreich in alle Richtungen aufgelockert und zerrissen, so dass die Wurzeln eines jungen Baumes gut und ungehindert weiter wachsen können. Kurz darauf beschloss man auf einer Ausschusssitzung den Kauf eines Kalkzerstäubers, den sich die Vereinsmitglieder für 10 Pfennige am Tag ausleihen konnten. Am 20. September ermächtigte man den Ausschuss den Kauf einer Spritze in die Wege zu leiten. Der Vereinsausflug nach Hohenheim wurde aus wirtschaftlichen Gründen abgesagt, der bereitgestellte Vereinszuschuss dafür, sollte zum geplanten Kauf der Spritze verwendet werden.
1932
Auf der Hauptversammlung am 31. Januar, bei der 34 Mitglieder anwesend waren, wurde lebhaft über den Kauf einer neuen Spritze diskutiert. Auf Grund der wirtschaftlichen Lage wurde der Spritzenkauf verschoben, weshalb Gemeindebaumwart Schüle seine Baumspritze den Vereinsmitgliedern zur Verfügung stellte. Ein weiteres Thema war der Antrag, das Bürgermeisteramt solle bekannt geben lassen, dass das unerlaubte Schneiden von Edelreisern von fremden Bäumen verboten ist und als Diebstahl bestraft wird.
Für den 19. Juli war der Vereinsausflug nach Hohenheim geplant. Da der Ausschuss beschlossen hatte, in dieser Notzeit, keinen Vereinszuschuss dafür zu gewähren, da man doch den Kauf einer Spritze im Auge behalten wolle, musste dieser wegen zu geringer Beteiligung abgesagt werden. Schriftführer Braun berichtet in seinem Jahresrückblick unter anderem auch von einem bescheidenen Anfang des Spritzens. Durch sein Bemühen konnte eine alte Spritze wieder in Betrieb genommen werden, was ihm aber nicht viel Ehre eingebracht habe. Immerhin wurde damit ein Fass mit circa 200 Litern Karbolineum verspritzt.
1933
28 Mitglieder waren am 8. Januar bei der Generalversammlung im Gasthaus Löwen anwesend, als Vor stand Blessing die Mitglieder bat, der Bienenzucht in der Zukunft wieder mehr Beachtung zu schenken. Ebenso regte er die Anpflanzung von Hecken und Aufhängen von Nistkästen an, da mit der Buchenbachregulierung alles Gehölz an denselben entfernt worden sei und auch nichts mehr angepflanzt werden dürfe. Wie schon in den Jahren zuvor wurde wieder über die Anschaffung einer neuen Spritze gesprochen, der Ausschuss wurde dazu ermächtigt bei den Mitgliedern das nötige Geld zusammenzutrommeln. Da dies nicht gelang, kaufte man für 38 Reichsmark die gebrauchte Spritze von Hermann Braun. Diese Spritze wurde für 10 Pfennige an Vereinsmitglieder und für 20 Pfennige an Nichtmitglieder pro Tag ausgeliehen.
Nachdem am 4. Oktober im Gasthaus zum Hirsch die Einzelheiten festgelegt worden waren, fand ab dem 21. Oktober die erste Obstausstellung in Leutenbach statt. Vom 21. bis 29. Oktober zeigten 18 Einzelaussteller in der Halle des TSV Leutenbach ihre Produkte. Für ein Eintrittsgeld von 20 Pfennigen durfte man die Ausstellung, die ein voller Erfolg war, besuchen. Am Montag war dies für die Schulen, unter Leitung der Lehrer, sogar kostenlos möglich.